„Deutsche Schule in Vietnam – charmantes Juwel unter Palmen“ – Interview

aditus-Interview: Dirk Thormann, Leiter der International German School Ho Chi Minh City (IGS), spricht über Arbeiten im Ausland, den beruflichen Mehrwert einer Auslandstätigkeit und Annehmlichkeiten, die man als Lehrer an einer deutschen Schule im Inland nicht findet.

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Chancen für europäische Anbieter auf dem vietnamesischen Kaffeemarkt

aditus-Interview: Felix Hertlein von Epicure Vietnam spricht über den rasant wachsenden Kaffeemarkt in Vietnam, besondere Vorlieben der einheimischen Bevölkerung, Plastikmüll in Ho Chi Minh City und das Potenzial für europäische Anbieter vor Ort.

aditus: Herr Hertlein, Sie sind jetzt mittlerweile fast anderthalb Jahre in Vietnam unterwegs und davon größtenteils im Kaffeegeschäft tätig. Ist es nicht so, dass die Vietnamesen nach wie vor ihren Eiskaffee lieben? Wie schätzen Sie Sie Möglichkeiten für europäische Anbieter ein, auf Vietnams hart umkämpften Markt Fuß zu fassen?

Sie können davon ausgehen, dass in Ho Chi Minh City jeden Tag mindestens ein neuer Coffee Shop eröffnet wird…

Felix Hertlein: Sie haben Recht, die Vietnamesen trinken ihren Kaffee meist sehr stark und mit Eis. Ich sehe aber gerade in Vietnam ein großes Potenzial für Anbieter, die sich spezialisieren und gute Qualität anbieten. Der Trend zu Produkten und Lifestyle aus Europa bzw. der westlichen Welt liegt klar auf der Hand, wie „Starbucks & Co.“ beweisen. Der Durchschnittsbürger kann sich mehr leisten, hat einen gewissen Anspruch an die Qualität und möchte darüber hinaus auch mal etwas Neues ausprobieren.

aditus: Und wie reagiert Ihr Unternehmen auf diese Nachfrage?

Felix Hertlein: Wir legen unseren Fokus seit Jahren auf hochwertige Kaffeemaschinen und sind in dieser Nische sehr erfolgreich. Mit steigendem Einkommen und wachsendem Tourismus wird diese Entwicklung eher noch zunehmen. Zudem wird der Standort Vietnam auch für ausländische Firmen immer attraktiver. Wir zählen mehr und mehr Büros zu unseren Kunden, in denen auch die Vietnamesen, entgegen aller Erwartungen, anstatt des beliebten „Ca phe sua dá“, gerne Espresso oder Cappuccino trinken. Ich erinnere mich an ein Büro, in dem der Geschäftsführer eine „Jura“ für seine Kollegen bestellt hatte. Nachdem wir die Maschine installiert hatten, traute er seinen Augen kaum, als binnen kürzester Zeit der Kaffee und Milchverbrauch enorm anstieg. Die vietnamesischen Kollegen waren auf den Geschmack gekommen und es musste letztendlich eine größere Maschine her.

aditus: Gilt dieses Interesse bzw. diese Entwicklung nur für Vietnam – wie sieht es in der Region insgesamt aus?

Felix Hertlein: Wenn Sie beispielsweise den Kaffeemarkt in Taiwan, Japan, oder Südkorea betrachten, können Sie sich leicht ausmalen, dass uns der große Boom im Kaffeegeschäft längst noch bevorsteht.

aditus: Sehen Sie nicht die Gefahr, dass in nicht allzu weiter Zukunft das Angebot an „Coffee Shops“ in Vietnam überhandnimmt?

Felix Hertlein: Generell entwickelt sich der Markt momentan genau nach unserem Geschmack. Sie können davon ausgehen, dass in Ho Chi Minh City jeden Tag mindestens ein neuer Coffee Shop eröffnet. Von daher ist die Verdichtung mittlerweile schon ziemlich massiv. Vor allem versuchen ganz kleine Coffee Shops, die häufig nur als ein Stand oder Wagen auf der Straße platziert sind, vom typischen „Drip Coffee“ zur klassischen Espresso Maschine umzustellen. Jeder versucht irgendwie auf der Welle mit zu schwimmen.

aditus: Einerseits gut, anderseits ein bedrohliches Szenario, ganz zu schweigen von den ganzen Plastikbechern bzw. -müll, den die Stadt schon jetzt kaum noch bewältigen kann.

Felix Hertlein: Ich gehe davon aus, dass auch Convenience Stores bald nachziehen werden und auch Kaffee anbieten werden. Damit einher geht natürlich auch eine steigende Umweltbelastung. Plastik „To-Go“ Becher sind generell die Kehrseite der Medaille, übrigens rund um den Globus, nicht nur in Vietnam. In Deutschland gibt es, wie sich sicherlich wissen, zurzeit heftige Diskussionen, ob ein Pfandsystem für Kaffeebecher Sinn macht. In Vietnam sind wir davon noch weit entfernt.

aditus: Wie sehen Sie die Zukunft, welche Hürden gibt es möglicherweise zu überwinden?

Felix Hertlein: Unsere Kunden sind heutzutage bestens informiert. Wenn sich jemand für eine neue Maschine interessiert, hat er, oder sie, sich bereits vorher im Internet schlau gemacht und Produkte, als auch Preise verglichen. Die Herausforderung liegt also darin, unsere Kunden dort abzuholen, wo sie täglich viel Zeit verbringen, nämlich online und auf dem Smartphone. Es gibt sehr interessante Entwicklungen, die wir momentan genauestens studieren. Wer nicht auf der „Online-Welle“ mitschwimmt wird meiner Meinung nach ganz einfach untergehen. Diese Herausforderung teilen mittlerweile so gut wie alle Unternehmer, Ausnahmen gibt es kaum.

aditus: Wo werden die Maschinen, die Sie vor Ort anbieten, eigentlich produziert?

Felix Hertlein: Viele Kaffeemaschinen kommen mittlerweile aus China. Oftmals wird sogar die gesamte Produktion aus Kostengründen nach Asien verlagert. Wir behalten jedoch unsere Vision immer klar im Fokus. Ganz einfach ausgedrückt, wir werden auch weiterhin auf hohe Qualität bei Maschinen und Service setzen. Letztendlich bestimmen diese Faktoren maßgeblich über das „Resultat in der Tasse“. Mit Herstellern wie WMF, Jura oder Rancilio haben wir übrigens Partner, die perfekt mit unserer Philosophie harmonieren. WMF produziert z.B. seine Maschinen weiterhin ausschließlich in Deutschland. Davon konnten wir uns vor kurzem bei einem Besuch der Produktion selbst überzeugen. Ähnlich sieht es bei Rancilio in Italien aus.

aditus: Herr Hertlein, wir danken Ihnen für das Gespräch.

(Felix Hertlein, EPICURE VINA CO. LTD: +84 969 121 489)


„Überraschender Weise trifft man immer wieder auf Asiaten die den VfB kennen“ – Interview

Hartmut Dongus, Vorsitzender des 1. VFB Stuttgart Fanclub Asia, spricht über den ersten Fanclub des VFB in Asien, die Highlights der Vereinsgeschichte, prominente Besucher in Singapur und die Fankultur im Stadtstaat.

aditus: Herr Dongus, wie lange gibt es den Ihren Fanclub in Asien bereits?

Hartmut Dongus: Der Fanclub wurde am 26. Juli 2013 in das Registry of Societies in Singapur eingetragen und am 20. November 2013 vom VfB Stuttgart 1893 e.V. als Offizieller Fanclub (OFC) anerkannt. Wir feiern also dieses Jahr unser 5-jähriges Jubiläum. Unter anderem planen wir eine kleine Jubiläumsfeier im Rahmen unserer Weihnachtsfeier im Dezember und ein eMagazin zum feierlichen Anlass.

aditus: Wie sind Sie eigentlich auf die Idee einer Gründung gekommen?

Hartmut Dongus: Auf der Weihnachts-B2B Veranstaltung im Dezember 2012 im German Centre standen zu vorgerückter Stunde ein paar von uns zusammen und haben über die miese Tabellensituation des VfB Stuttgart, damals 11. Tabellenplatz, diskutiert. Irgendwann hat einer von uns gesagt „lass uns doch einen Fanclub gründen“. Also haben wir beim VfB angefragt und erfahren, dass wir mindestens 10 Mitglieder brauchen, um OFC-Status zu erlangen. Das war dann einfach und im Februar 2013 kam es zur konstituierenden Sitzung, die dann die Gründung des Fanclubs zur Folge hatte.

„Wir feiern dieses Jahr unser 5-jähriges Jubiläum…“

aditus: Beschränkt sich der Fanclub “nur” auf Singapur?

Hartmut Dongus: Natürlich nicht. Zum einen haben wir viele Fanclubmitglieder in Deutschland die entweder vormals in Asien gelebt haben oder auch sonst einen starken Asienbezug haben. Alle paar Wochen zum Chinesen gehen und Peking-Ente oder Frühlingsrollen mit Soße süßsauer essen reicht allerdings nicht. Zum anderen haben wir einen regionalen Anspruch und unterstützen VfB-Fans von Down Under bis nach China mit dem Ziel, in dem jeweiligen Land oder Region irgendwann mal einen eigenen OFC zu gründen, der dann aber immer noch eng mit uns verbunden sein wird.

aditus: Und wie viele Mittlieder zählt der Fanclub mittlerweile?

Hartmut Dongus: Aktuell haben wir 138 Mitglieder, inklusive Kinder und Jugendlicher. Leider sind aber viele nicht sonderlich aktiv und wir freuen uns über jedes neue Mitglied, das sich aktiv in den Fanclub einbringen möchte.

aditus: Gibt es ein Vereinslokal, wo treffen Sie sich in Singapur?

Hartmut Dongus: In der Regel schauen wir die VfB-Spiele in der Brotzeit, Raffles City, Singapur, ziehen aber ab und zu dann gegen die anderen Bundesliga-Fanclubs in Singapur, vor allem Dortmund und Bayern, den Kürzeren. Leider zeigt Fox-Sports auch nicht immer die VfB-Spiele, da sie sich auf Champions- und Europa League-Teilnehmer fokusieren. Und die Europaligateilnahme für die kommende Saison, hat der VfB ja trotz fulminanten Endspurt leider knapp verpasst. In Hongkong werden die VfB-Spiele regelmäßig in Misty’s ClubHouse in Wan Chai gezeigt, allerdings nur auf Nachfrage.

aditus: Das ein Interesse an Ihrem Fanclub bei der deutschen Community besteht, ist offensichtlich. Wie sieht es allerdings mit der Akzeptanz bei der lokalen Bevölkerung aus, haben Sie auch nichtdeutsche Mitglieder?

Hartmut Dongus: Überraschender Weise trifft man immer wieder auf Asiaten, die den VfB kennen, und sei es auch nur aufgrund des Sieges gegen Manchester United 2003, oder dem Unentschieden gegen Barcelona 2010 in der Champions-League. Ab und zu sieht man auch Asiaten in VfB-Trikots. Sie dann als Mitglieder zu werben ist allerdings nicht so einfach. Das typische deutsche Vereinsleben ist dann doch den meisten Asiaten eher fremd. Trotzdem haben wir in Singapur und in der Region auch asiatische Fanclubmitglieder, leider halt nicht allzu viele, und nicht zu vergessen auch ein paar Australier!

aditus: Wie sieht das Vereinsleben aus, gibt’s sich wiederholende Aktivitäten?

Hartmut Dongus: Zuallererst schauen wir natürlich die VfB-Spiele zusammen. Aber wir feiern ab und zu auch nur wie z.B. bei unserer alljährlichen Weihnachtsfeier. Darüber hinaus organisieren wir noch Bundesliga BOWLING-Turniere in Singapur – Trainingslager, Meisterschaft und DFB-Pokal – die sich regem Zuspruch erfreuen. Außerdem sind wir gerade dabei ein „Futsal-Team“ zu organisieren, das dann regelmäßig an lokalen Hobby-Turnieren teilnehmen wird.

aditus: War der VFB schonmal zu Besuch in Singapur oder Asien?

Hartmut Dongus: Mit seiner aktiven Mannschaft leider noch nicht. Allerdings hatten wir schon ehemalige VfB-Spieler wie Guido „Diego“ Buchwald oder Timo Hildebrand zu Besuch in Singapur. In Asien allerdings dann schon eher, da der VfB ja schon öfters Spieler aus Japan verpflichtet hatte, oder Spieler wie Cacau auch selbst einige Zeit in Japan gespielt haben.

aditus: Wie sieht es mit Ihnen aus, ich nehme stark an Sie spielen selbst Fußball?

Hartmut Dongus: Leider nicht mehr. Mehrere Knieoperationen und ein eingeklemmter Nerv im Unterleib raten mir zu sanfteren Sportarten. Mein 15-Jahre alter Sohn ist allerdings aktiv in der Schulmannschaft der German European School Singapore und hat auch davor in diversen Fussballschulen in Singapur kicken gelernt. Eines seiner Highlights war vor zwei Jahren, in einem Arsenal-Trainingslager, mit Mesut Özil und Per Mertesacker auf dem Platz gestanden zu haben.

aditus: Wie sehen Sie die Entwicklung des Fußballs in Singapur allgemein, gibt es eine Art “Liga”?

Hartmut Dongus: Fussball in Singapur ist ein heikles Thema. Zum einen weichen Anspruch und Wirklichkeit häufig weit voneinander ab. Als ich 1996 nach Singapur kam, waren die „Lions“ auf Rang 92 der FIFA-Weltrangliste und es wurden sogar Pläne für eine WM-Teilnahme geschmiedet. Zwischenzeitlich ist das Team auf Rang 172 abgestürzt, ein Platz vor Moldawien. Unter anderem hängt dies auch an der S-League, die seit ihrer Gründung vor über zwanzig Jahren keine Fussball- und Fankultur schaffen konnte. Zum anderen sind nach wie vor Premier League mit Teams wie Chelsea oder Liverpool in der ehemaligen britischen Kolonie beliebter als Tampines Rovers oder Hougang United. Und bei der Weltmeisterschaft in Russland wird für Spanien, Brasilien oder natürlich auch Deutschland gefiebert, anstelle der eigenen Nationalmannschaft. 

aditus: Was war Ihres Erachtens das schönste Erlebnis mit dem Fanclub?

Hartmut Dongus: Auf die Gefahr hin einen typischen Beurteilungsfehler, auch als Rezenzeffekt bekannt, zu machen: Das Saisonfinale am zwölften Mai diesen Jahres in der Brotzeit, mit einer Handvoll VfB-Fans und über dreißig Bayern-Fans. Und dann 4:1 in München gewonnen!

aditus: Angenommen, es besteht Interesse an einer Mitgliedschaft, wie wird man bei Ihnen Mitglied?

Hartmut Dongus: Eine Email an vfb.sg@outlook.sg und die Mitgliedsunterlagen sind in der Rückantwort! Typisch schwäbisch „koschtet“ eine Mitgliedschaft in unserem OFC nichts. Allerdings „was nix koschtet, isch nix“ gilt für uns nicht: wir haben eigene Fanclub-Utensilien von Shirts über Basecaps und Wimpel, bis hin zu Rucksäcken, die man als Fanclubmitglied von uns erwerben kann.

aditus: Ihr Tipp für die WM diesen Monat?

Hartmut Dongus: Vom VfB Stuttgart sind Benjamin Pavard für Frankreich und natürlich Mario Gomez bei der Weltmeisterschaft in Russland mit dabei. Nüchtern analysiert war Mario der ausschlaggebende Spieler in der Rückrunde und Benjamin, über die letzten beiden Saisons, eine wichtige Stütze in der Abwehr. Also, Finalsieg Deutschland gegen Frankreich!

aditus: Sie sind in Sachen Fussball der Experte hier in Asien – zu guter Letzt hätte ich gerne, aus einem gewissen Eigeninteresse, eine Einschätzung von Ihnen zum Thema „Traditionsclubs“, wie beispielsweise dem HSV. Was denken Sie?

Hartmut Dongus: Natürlich ist es traurig, große, traditionsreiche Vereine wie Hamburg und Köln in die 2. Liga gehen zu sehen, auch wenn dieses Jahr zumindest Traditionsnamen wie der Club und die Fortuna aufsteigen. Allerdings haben Vereine wie RB oder in der Vergangenheit schon Wolfsburg oder Hoffenheim gezeigt, dass es immer zu einem Austausch großer Namen gegen Emporkömmlinge kommen kann und wird. Dieser Herausforderung müssen sich die Traditionsvereine stellen und hoffentlich gelingt es den Dinos und den Geißböcken bald wieder ins Oberhaus zurückzukehren. Und dass Kaiserslautern sogar in die 3. Liga abgestürzt ist, kann ich ehrlich gesagt immer noch nicht ganz fassen.

aditus: Herr Dongus, wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

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